Prof. Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski im Interview

Dagmar Schipanski ist am 7. September 2022 verstorben, wir trauen um unsere Schirmherrin

„Ich gehe davon aus, dass Heilmethoden, die sich über Jahrhunderte erhalten haben und offensichtlich positive Wirkungen zeigen, immer Gegenstand der Forschung sein müssen.“ Frau Prof. Dagmar Schipanski berichtet im Interview, warum sie sich für die Homöopathie-Stiftung als Schirmherrin engagiert.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Homöopathie?

Ich verwende homöopathische Arzneimittel, meistens ergänzend zur konventionellen Medizin. Ich komme aus einer Familie in Thüringen, die ländlich geprägt ist, Naturheilverfahren waren da sehr akzeptiert. In der DDR gab es aber kaum Berührung mit der Homöopathie, sie war nicht anerkannt.

Wie kam es, dass Sie die Homöopathie-Stiftung als Schirmherrin unterstützen?

Die Medizin ist ein sehr weit gefächertes Gebiet und ich finde es wichtig, dass komplementäre Methoden gepflegt und weiterentwickelt werden. Eine Heilkunde wie die Homöopathie, die sich über Jahrhunderte gehalten hat, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist, muss auch in der heutigen Zeit ihren Wert haben.

Mit welchen Erwartungen haben Sie die Schirmherrschaft übernommen?

Mir kommt es darauf an, das eine Methode, die von den Befürwortern heftig verteidigt und von den Kritikern heftig angegriffen wird, die Möglichkeit gegeben wird, weiter erforscht zu werden. Ich erhoffe mir eine objektive Herangehensweise an das Phänomen Homöopathie – ich werde mich dafür einsetzen.

Welche Botschaft verbinden Sie mit Ihrer Schirmherrschaft?

Ich sehe noch einen sehr großen Forschungsbedarf. Deshalb ist meine Botschaft: Forscht an den Wirkprinzipien der Homöopathie. Für mich ist interessant, die bisherigen Erklärungsversuche aus physikalischer und chemischer Sicht weiter zu vertiefen.

Sie haben selbst als Wissenschaftlerin gearbeitet und jahrzehntelang Leitungspositionen in der Wissenschaftspolitik bekleidet: Worauf kommt es nach Ihrer Erfahrung bei der Förderung der Forschung zur Homöopathie an?

In der Gesundheitsforschung, in der ja der Menschen im Mittelpunkt stehen sollte, muss der Komplementärmedizin mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie muss gleichberechtigt mit der konventionellen Medizin in Forschungsprogramme aufgenommen werden.

Braucht es für die Homöopathie-Forschung gesonderte Modelle?

Nein. Die Homöopathie ist auch evidenzbasierte Medizin. Deshalb müssen auch gleiche Methoden in der Forschung angewendet werden. Und das macht auch die Ergebnisse vergleichbar.

Was sagen Sie zu denen, die Forschung zur Homöopathie ablehnen, da das Grundprinzip der Homöopathie unplausibel sei?

Ich gehe davon aus, dass Heilmethoden, die sich über Jahrhunderte erhalten haben und offensichtlich positive Wirkungen zeigen, immer Gegenstand der Forschung sein müssen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte unlängst: „Lasst uns über Homöopathie sprechen“. Auch immer mehr Patienten und Ärzte wenden sich ihr zu – warum ist das so?

Der große Zuspruch in der Gesellschaft für die Homöopathie kommt von dem Vertrauen, das in die Methode gesetzt wird. Es gibt generell ein Trend zur Natur, zur Nachhaltigkeit, da gehört die Homöopathie dazu.

Was interessiert Sie als Physikerin an der Homöopathie?

Die Kombination von offensichtlich physikalischen Reibungskräften mit chemischem Verbindungsaufbau.