„Wir brauchen ein Institut, in dem Forscher interdisziplinär zusammen arbeiten“

Interview mit Prof. Dagmar Schipanski, sie ist seit 2015 Schirmherrin der Homöopathie-Stiftung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ). Frau Schipanski ist Mitglied im CDU-Bundesvorstand,  Vorsitzende des Deutschen Wissenschaftsrats a.D., Wissenschaftsministerin Thüringens a.D.

Was erwarten Sie hinsichtlich der Komplementärmedizin von der Gesundheitspolitik?

Ich erwarte, dass die komplementären Methoden mehr Beachtung finden, dass ihre Anwendungsgebiete und ihre Wirkungsbreite wahrgenommen  werden und daraus entsprechende Schlussfolgerungen für die Versorgung gezogen werden.  Allerdings muss das Thema auch von den Akteuren der Komplementärmedizin aktiver in die Politik hineingebracht werden.

Warum tut sich die Politik eher schwer mit der Homöopathie?

Ich glaube, dass es dringend notwendig ist, die Forschung zu intensivieren und die Wirkmechanismen der Homöopathie zu untersuchen – und wenn möglich, zu entschlüsseln. Dafür braucht es ein Institut, in dem Forscher interdisziplinär zusammen arbeiten, so wie moderne Forschung insgesamt interdisziplinär angelegt ist. Chemiker, Physiker, Biologen und Ärzte müssen hier zusammen arbeiten. Andererseits  verblüfft es mich, dass obwohl sehr viele Patienten Homöopathie anwenden und man auf viele gute, auch dokumentierte  Erfolge zurück blicken kann, der Methode immer noch so viel Skepsis gegenüber steht.

Wie könnte sollte solch ein Institut finanziert werden?

Forschungsinstitute können vollständig vom Staat, aber auch von den Ländern, vom Bund und auch durch private Initiativen finanziert werden.  Hierfür braucht man einen gesunden Mix und ein ordentliches Konzept.

An den Hochschulen kann Homöopathie-Forschung ein Karriereknick für den Wissenschaftler sein…

…dann müssen Sie in der Öffentlichkeit für ein positives Klima sorgen.

Es liegen sehr viele positive Studien vor, sie werden aber nicht zur Kenntnis genommen, bzw.  nicht akzeptiert…

Das liegt an der öffentlichen Deutungshoheit. Die Diskussion wird nicht von der Pro-Homöopathie-Seite bestimmt, eher von anderen Kräften. Bei  der Diskussion um alternative oder komplementäre Methoden stört mich, dass zu wenig auf Forschungsergebnisse zurückgegriffen wird. Auch sollte noch mehr über die Erfolge der Homöopathie von Therapeuten und Patienten berichtet werden.

Könnte der Wettbewerb der Kassen mit dem Thema Komplementärmedizin ausgebaut werden?

Das wäre eine Variante, den Wettbewerb zu beleben, aber dies hängt aber vom Gesundheitsminister ab, er bestimmt die Schwerpunkte…

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Homöopathie?

Ich verwende homöopathische Arzneimittel ergänzend zur konventionellen Medizin.

Warum unterstützen Sie die Homöopathie-Stiftung mit Ihrer Schirmherrschaft?

Die Medizin ist ein sehr weit gefächertes Gebiet und ich finde es wichtig, dass komplementäre Methoden gepflegt und weiterentwickelt werden. Eine Heilkunde wie die Homöopathie, die sich über Jahrhunderte gehalten hat, deren Wirksamkeit nachgewiesen ist, muss auch in der heutigen Zeit ihren Wert haben und auch auf validierte Forschung aufbauen können.